Es fühlt sich gut an, wenn....
Lebensmittel aus der Region sind,
frisch gekochtes und qualitativ hochwertiges Essen zubereitet wird,
Sie in einem kuscheligen Bett in landestypischen und natürlichen Materialen träumen,
Souvenirs an eine schöne Zeit erinnern die in der Umgebung erzeugt wurden,
das Umfeld zu Fuß, mit Pferd, Kanu, Fahrrad, Lama,... erkundet wird,
die Freiheit und Ruhe Begleiter in einer einmaligen Kulisse ist,
man sich Willkommen und wie in einer großen Familie fühlt,
Sie sich weiterentwickeln und das Gelernte zu Hause umsetzen,
zum Erhalt einer intakten Natur und Kulturlandschaft beitragen wird.
Mein Geld belebt die lokale Wirtschaft und gibt den Menschen vor Ort ein faires Einkommen!
Darf ich mich vorstellen
Eine Sommerverlängerung im Maira-Tal
Schön langsam, einen Schritt nach dem anderen setze ich meditativ vor mich hin und komme meinem Ziel, einem über 2.500 Meter hohen Berg in den Cottischen Alpen immer näher. Am Gipfel angekommen verspüre ich dieses unbeschreibliche Glücksgefühl es geschafft zu haben.
Ich blicke auf eine grandiose Bergwelt mit ihren 2.000ern und 3.000ern und lasse mir meine Jause schmecken.
Ich befinde mich tief im Piemont, an der französischen Grenze in einem einsamen Hochgebirgstal, Valle Maira. Es zählt zu den okzitanischen Tälern, welche sich durch eine eigene Sprache, Architektur, Küche und Musik auszeichnen.
Der Fluss Maira ist namensgebend für das rund 60 Kilometer lange Tal, welches vor mindestens 4.000 Jahren besiedelt worden ist.
Anfang Oktober ging es für mich und eine Freundin mit dem Nightjet nach Mailand und dann mit einem Fiat Panda für eine Woche in das Tal, welches lange Zeit von Abwanderung und Landflucht geprägt wurde. Besonders faszinierte mich die Geschichte, wie es das vielfach zitierte „Schwarze Loch von Europa“ geschafft hat, durch eine sanfte Tourismusentwicklung wieder eine wirtschaftliche Basis aufzubauen.
Noch heute zählt es mit rund 2 Einwohner*innen pro km² zu den am dünnsten besiedelten Regionen von Europa.
Naturliebhaber*innen dürfen sich auf eine atemberaubende Landschaft mit sauberer Luft, einer ausgezeichneten Wasserqualität, aber auch auf romanische Kirchen, einsame Dörfer sowie italienische Gastfreundschaft und gutes Essen freuen.
Mischwälder ohne Ende durchziehen das Tal, gewinnt man an Höhe wachsen vorwiegend Lärchenwälder. Oberhalb der Baumgrenze dominiert die Hochebene mit kristallklaren Bergseen und ihren Gipfeln, die sich je nach Gestein im Erscheinungsbild unterscheiden.
Ich habe mich auf abwechslungsreiche Wanderungen und Ruhe gefreut. Das Tal kann auch mit dem Rad und im Winter mit den Schneeschuhen erkundet werden. Nachfolgend drei Wanderhighlights.
1. Einmal rund um die Rocca Provenzale
Die für das Maira-Tal typischen Steinhäuser mit schiefergedeckten Dächern prägen Chiappera – Ausgangspunkt für unsere Tageswanderung.
Vorbei an einstmals bewirtschafteten Feldern geht es kontinuierlich bergauf. Blicke ich zurück, ist Chiappera, gelegen auf 1.614 Metern, nur noch ein kleiner Punkt.
Mein Blickfeld dominieren die mächtige Rocca Provenzale, die umliegende
Bergwelt und ab und zu ein paar Kühe.
Am Colle Greguri treffe ich auf Kriegsüberreste und der Weg verläuft erfreulicherweise erstmals bergab und geradeaus. Der imposante Felsen verschwindet zunehmend hinter meinem Rücken und ein atemberaubendes Bergpanorama eröffnet sich vor mir.
Da ich noch Energie zum Wandern habe, hänge ich noch eine Schleife Richtung Monte Maniglia (3.177 Meter), gelegen an der französischen Grenze, an. Entlang eines rauschenden Baches auf einer Hochebene, wo Murmeltiere eifrig herumwuseln, bin ich von den unterschiedlichen Farben der Berge fasziniert. Beim Abstieg habe ich wieder die steile Wand der Rocca Provenzale im Auge. An diesem Tag lege ich rund 15 Kilometer und 800 Höhenmeter zurück.
2. Leichte Wege rund um Elva
Die Fahrt nach Elva mit den berühmten Fresken in der Kirche Santa Maria Assunta ist ein Erlebnis für sich. 17 Kilometer schlängelt sich von Stroppo eine enge Bergstraße in das verschlafene Dorf auf 1.642 Metern Seehöhe. Erstaunlicherweise ist die schmale Straße bei Gegenverkehr dann doch immer wieder breit genug. Auf unserem Weg liegen malerische Dörfer wie San Martino und zahlreiche Weiler.
Der heutige Wanderweg führt meine Freundin und mich durch Wälder leicht bergauf zu einem imposanten Aussichtspunkt, wo wir in den Vallone, ein enges, tiefes und kilometerlanges Tal blicken.
Eine runde Kapelle macht die Idylle perfekt und wir machen Rast.
Weiter geht es durch einen Lärchenwald, wo Baumstämme meist mit kunstvoll gestalteten Türen und kleinen Häusern verziert sind – vielleicht als Eingang oder Wohnung für die Wichtel?
Der Wald wechselt sich mit einer Alm ab und wir haben einen wunderschönen Rundumblick auf die einzelnen Täler im Süden und die grasbewachsenen Gipfel im Norden.
Der Weg ist mit knapp 9 Kilometern und einem Höhenunterschied von 360 Metern sehr gemütlich.
3. Die Gardetta Hochebene und die Rocca la Meja
Die körperlich anstrengendste, aber eindrucksvollste Tour startet auf der Gardetta Hochebene, am Colle del Preit auf 2.059 Metern. Die Hochebene liegt in einem Seitental nördlich der Ortschaft Marmora und Vallone del Preit.
Zuerst wandere ich über die Hochebene, begleitet werde ich von den umliegenden Berggipfeln. Ein erster Höhepunkt ist, als ich die isoliert dastehende Rocca la Meja das erste Mal in voller Pracht erblicke.
Die Felsenlandschaft der Dolomiten schießt mir bei diesem Anblick ins Gedächtnis. Der Unterschied dazu ist, dass ich diesen Koloss für mich allein habe. Der Lago della Meja macht die Idylle aus Felsmassiv und Hochebene perfekt.
Am See entdecke ich einen kleinen Wanderweg – den Sentiero Rosella zum Gipfel des 2.630 Meter hohen Becco Nero. Da ich heute allein unterwegs bin, beschließe ich spontan hinaufzuwandern. Atemberaubend ist der Ausblick in alle Richtungen. Zeit, mich wie im siebenten Himmel zu fühlen.
Nach meinem Abstecher setze ich meinen Weg fort und gelange über den Passo della Valletta auf die andere Seite der Rocca la Meja. Hier ist Trittsicherheit und Konzentration gefordert, da der Weg über mehrere Geröllfelder führt und besser markiert sein könnte.
Da ich so von den Eindrücken aufgeputscht bin, beschließe ich noch einen Abstecher zum Lago Nero, zu machen.
Am liebsten würde ich mich ausziehen, um nackt eine Runde im See zu schwimmen – allein wäre ich ja.
Stattdessen gehe ich eine Runde um den See und erfreue mich an der Spiegelung des Sees und der Stille.
Nach diesem Highlight sammle ich wieder genug Kraft, um den Rückweg zum Ausgangspunkt anzutreten.
Rund 20 Kilometer wandere ich heute mit einem Höhenunterschied von über 1.000 Höhenmeter.
Ein Abend mit okzitanischer Musik
An unserem Ankunftstag in unserem Quartier für die ersten drei Nächte, der Locanda Mistral, hatten wir das Glück, dem Duo „QuBa Libre“ zu lauschen. Giuseppe und Simonetta spielten Musik mit Akkordeon, Drehleier (Ghironda), Gitarre, Flöte, Mundharmonika und Dudelsack.
Besonders beeindruckt hat mich die Drehleier.
Durch das Drehen einer Handkurbel werden ihre Saiten in musikalische Schwingungen versetzt. Wie dieses bereits im Mittelalter gespielte Instrument klingt, hört man hier.
Nützliche Infos zur Planung
Alle Touren habe ich mit dem Reiseführer „Piemont – Valle Maira“ geplant. 35 Touren sind detailliert beschrieben. Die App „Outdooractive“ mit Standortbestimmung war meine Grundlage, um mich nicht zu verlaufen.
Da wir im Oktober unterwegs waren, gab es zu Mittag selten eine Einkehrmöglichkeit. Wir haben uns in unseren Quartieren täglich ausreichend mit Lunchpaketen versorgen lassen. Auf allen Wanderwegen haben wir nie mehr als eine Handvoll Menschen getroffen.
Das Tal ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Im Sommer kraxeln die Temperaturen auch auf 2.000 Höhenmetern stark in die Höhe. Anfang Oktober war ich mit kurzer Hose und T-Shirt unterwegs.
Verschwand die Sonne hinter einem Berg, fühlte es sich gleich um einiges kälter an. Je nach Wetterlage können die Gipfel um diese Jahreszeit aber auch unter einer Schneedecke verschwinden.
Anreise
Ab Wien Hauptbahnhof gibt es einen Nachtzug nach Mailand Rogoredo. Weiterfahrt mit mind. 1x Umsteigen in Mailand Centrale und/oder Turin nach Cuneo. Zwei Buslinien verbinden Cuneo mit dem Valle Maira: Die Linie 92 (Cuneo - Dronero – Roccabruna) und die Linie 78 (Cuneo – Dronero – Acceglio).
Ein Zwischenstopp in Turin, Cuneo, Mailand oder den Weindörfern im Piemont bietet sich an, um geschichtsträchtige Städte zu besichtigen oder am Gardasee den Urlaub zu verlängern.
Tourismusamt
Lesen Sie mehr über die Valle Maira in meinen bereits erschienen Artikel „Naturbelassene Alpentäler“.
Sie finden dort Unterkunftstipps, regionale Spezialitäten und das berühmte Netz an Weitwanderwegen,
den „Percorsi Occitani“.