Es fühlt sich gut an, wenn....
Lebensmittel aus der Region sind,
frisch gekochtes und qualitativ hochwertiges Essen zubereitet wird,
Sie in einem kuscheligen Bett in landestypischen und natürlichen Materialen träumen,
Souvenirs an eine schöne Zeit erinnern die in der Umgebung erzeugt wurden,
das Umfeld zu Fuß, mit Pferd, Kanu, Fahrrad, Lama,... erkundet wird,
die Freiheit und Ruhe Begleiter in einer einmaligen Kulisse ist,
man sich Willkommen und wie in einer großen Familie fühlt,
Sie sich weiterentwickeln und das Gelernte zu Hause umsetzen,
zum Erhalt einer intakten Natur und Kulturlandschaft beitragen wird.
Mein Geld belebt die lokale Wirtschaft und gibt den Menschen vor Ort ein faires Einkommen!
Darf ich mich vorstellen
arbeitet auf den Malediven. Ob es auch für ihn das "Paradies" ist erzählt er uns.
ist in Amman geboren und aufgewachsen. Er arbeitet in der Immobilienbranche.
ist Universitäts-Professorin und bringt uns vietnamesische Legenden und Feste näher.
erzählt uns von seinen Erlebnissen die er als Halbnomade in seiner Kindheit erlebt hat.
erklärt uns wie sich die Covid 19-Pandemie auf die sexuelle Ausbeutung von Kindern in ihrem Land auswirkt und was ECPAT, die NGO für die sie arbeitet, unternimmt um Kinder zu schützen.
lassen uns an ihrem Alltagsleben teilnehmen. Charisa erzählt von der Schule, ihre Tante Ria wie es ist Beruf und Haushalt unter einen Hut zu bringen.
Zu Charisa, Ria (Indonesien), Janice (Philippinen) und Tsolmon (Mongolei) bitte runterscrollen, danke!
Die Vielfalt der Menschen entdecken – eine Momentaufnahme mit Zakia
März 2021
Zakia (63) ist eine Ordensfrau und lebt in der Millionenmetropole Lahore an der Grenze zu Indien. Ihr Vater verdiente seinen Lebensunterhalt beim Militär, ihre Mutter war eine sehr gebildete Hausfrau. Zakia widmet ihr einfaches und sinnerfülltes Leben mit voller Hingabe den Frauen, Jugendlichen und Kindern von Lahore. Seit 1988 schreibt sie monatlich Beiträge in zwei Magazinen und ist für das Wohlbefinden ihrer Ordenskolleginnen zuständig. Zusätzlich kümmert sich Zakia um die Bedürfnisse von Kindern im Bildungssektor.
Zakia, wie hast du deine Kindheit verbracht?
Meine Kindheit war unbeschwert und ich verbinde diese Zeit mit vielen glücklichen Erinnerungen. Ich ging sehr gerne in die Schule. Als Jugendliche lernte ich Klavier spielen, hörte gerne Musik und liebte die Poesie. Ich lernte viel über Dramaturgie. Wenn wir Sport hatten, freute ich mich auf die 100 Meter Läufe und für Leichtathletik konnte ich mich auch immer begeistern.
Oft fuhren wir in den Ferien nach Murree hills in ein tolles Picknick-Resort. Der Ort liegt auf über 2.000 Meter Seehöhe. Bei guter Sicht genossen wir das Panorama auf die umliegende Bergwelt bis hin zum Himalaya. Murree hills ist bereits seit 1851 ein Fremdenverkehrsort, gegründet von einem britischen Gouverneur. Nach Pakistans Unabhängigkeit 1947 änderte sich daran wenig. Die Menschen lieben Murree hills dank der angenehmen Temperaturen im Sommer.
Was bereitet dir manchmal Kopfzerbrechen?
Pakistan ist eines der bevölkerungsreichsten Länder weltweit. Allein von 2019 auf 2020 hat sich die Einwohnerzahl um ca. vier Millionen Menschen erhöht. Wasser, Lebensmittel und Waren aller Art haben an natürlicher Qualität verloren.
Hinzu kommt der Einfluss von Islamisten. Er verändert in vielen Menschen die innere Einstellung und Haltung. Als Nation vermissen wir unsere ursprüngliche Freiheit. Unser Leben, unser Handeln, alles wird von der islamistischen Ideologie her unter die Lupe genommen und von ihrer Seite betrachtet. Das finde ich schade. Pakistan ist so vielfältig und seine Menschen sind erfüllt von einer großen Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft.
Wir Christen sind mit 2 Prozent eine Minderheit, die sehr verstreut in Pakistan lebt.
Magst du uns einen Einblick in die Kultur deines Landes geben?
Liebend gerne. Pakistan ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Indische, persische, afghanische, zentral,- und westasiatische Einflüsse treffen sich hier. Offiziell bereichern neben Urdu zwischen 73 und 76 Sprachen mein Land.
Punjabis von der Punjab-Region, Sindhis an der indischen Grenze im Süden von Pakistan, die Belutschen, Paschtunen, Kashmiris (die Gegend Kaschmir erlangte traurige Berühmtheit durch den Konflikt mit Indien) und Hazaras sind nur einige von vielen Ethnien in Pakistan.
Wir lieben es, Feste zu feiern, das Band innerhalb der Familie ist stark, nicht der Einzelne steht im Mittelpunkt, sondern die Gemeinschaft, in der viel gesungen und getanzt wird.
Qawwali ist zum Beispiel ein traditioneller Gesangsstil, der seinen Ursprung in der Punjab- Region hat. Ein berühmter pakistanischer Qawwali Sänger ist Nusrat Fateh Ali Khan.
Pakistan war auch Heimat des Dichters Faiz Ahmed Faiz (1911 – 1984). Seine Lyrik zeichnete sich durch ihren Bezug zu aktuellen sozialen und politischen Themen aus.
Worauf könnten die Menschen in Pakistan nicht verzichten?
Chai-Tee und Cricket! Obwohl in Pakistan selbst Tee angebaut wird, sind wir der drittgrößte Tee-Importeur. Wir trinken den Tee gern stark und süß mit Milch. Bei speziellen Anlässen würzen wir noch mit Kardamom oder anderen Gewürzen.
Was magst du uns mit auf den Weg geben?
Ich sehe es als Gnade, dass ich Salz, Sauerteig und Licht bin, oder anders ausgedrückt, dass ich durch mein Handeln Positives bewirken kann. Leichter gesagt als im täglichen Leben getan. Gott der Herr wird uns allen helfen!
Die Vielfalt der Menschen entdecken - eine Momentaufnahme mit Didorali
März 2021
Didorali (24) ist in Duschanbe (Tadschikistan) geboren und aufgewachsen. Er hat einen Bachelor in Marketing und arbeitete in den Sommermonaten im Tourismus. Da die beruflichen Chancen im Bereich Marketing in Tadschikistan besser sein könnten und Freunde ihm von einer Arbeitsstelle auf den Malediven vorschwärmten, fasste er den Mut, sein Glück im „Paradies“ zu versuchen. Das Glück war ihm hold, er arbeitet seit Jänner 2021 im Food and Beverage Bereich und als Guest Experience Agent, wo er um das Wohl russische Gäste bemüht ist, vermittelt und übersetzt, wenn Kommunikationsprobleme zwischen Gästen und Personal auftreten.
Wie waren die organisatorischen Herausforderungen?
Eigentlich simpel. Nachdem der Vertrag unterschrieben worden war, lud ich alle notwendigen Dokumente für ein Geschäftsvisum online hoch, ich bekam einen QR Code, und am Flughafen wurde das Visum ausgedruckt. Von Duschanbe flog ich über Istanbul, wo ich 15 Stunden mit Maske und Handschuhen im Flughafen auf meinen Weiterflug nach Male warten musste. In Male angekommen wurde ich von einem Hotelangestellten empfangen und begab mich in eine 10-tägige Quarantäne, bevor ich zu arbeiten angefangen durfte.
Hast du schon öfters im Ausland gearbeitet?
Nein, es ist das erste Mal, dass ich eine Arbeitsstelle im Ausland angenommen habe.
Es ist auch das erste Mal in meinem Leben, dass ich das Meer mit eigenen Augen sehe, wahrnehme, wie es sich anfühlt, darin zu schwimmen, den Sand zwischen meinen Zehen spüre.
Als Student habe ich ein Auslandsemester in Polen und Tschechien gemacht. Dort hatte ich die Möglichkeit, Kurztrips nach Deutschland zu machen und im Rahmen eines 10-tägigen Trainings war ich einmal in Bruck an der Mur in Österreich.
Für Menschen aus Tadschikistan ist es üblich, im Ausland zu arbeiten. Von knapp 10 Millionen Menschen arbeiten allein 2 Millionen in Russland. Mein Vater und meine Familie sind vor ca. fünf Jahren ebenfalls nach Moskau gezogen. Mein Vater arbeitet als Biologe in einem Labor.
Wie ist die Hotelauslastung in Zeiten von Corona?
Ich arbeite in einem Resort mit knapp 90 Zimmern, dass vor ca. 2 Jahren eröffnet wurde. Im Jänner waren wir teilweise ausgebucht, zurzeit pendelt sich die Auslastungsrate bei rund 60 Prozent ein. Der Großteil unserer Gäste stammt aus Russland, aber auch Indien und vereinzelt haben wir europäische Gäste, wie aus Großbritannien oder Deutschland.
Je nach Nationalität bleiben die Urlauber (meistens Familien oder Paare) im Durchschnitt eine Woche.
Aus welchen Ländern setzt sich das Hotelpersonal zusammen?
Der Großteil der Angestellten stammt von den Philippinen, weitere Mitarbeiter*innen kommen aus Sri Lanka, Indien, Russland, der Ukraine oder südostasiatischen Ländern wie Indonesien. Der General Manager und der Executive Chef sind von Australien. Die Arbeitssprache ist Englisch.
Alle Menschen, die im Resort arbeiten, wohnen auch hier.
Es ist ein sehr angenehmes Arbeitsklima, die Mitarbeiter*innen sind sehr hilfreich, freundlich, sie bringen mir viel bei, und ich lerne aus ihren Erfahrungen.
Gibst du uns einen Einblick in einen gewöhnlichen Arbeitstag?
Wenn ich morgens Dienst habe, fange ich um 7:30 an, sonst um 12:30. Je nach Dienstplan gibt es eine Schicht mit vier Arbeitsstunden, danach sind zwei oder vier Stunden Pause, bevor die zweite Vier-Stunden Schicht beginnt. Die letzte Schicht endet um 23:00 abends.
Ich begrüße die Menschen im Restaurant, stehe bei Unklarheiten zur Verfügung, übersetzte für russische Gäste und sorge mich um ihr Wohlbefinden. Die Mehrheit der Gäste fühlt sich wohl auch im Urlaub russisch sprechen zu können und einen Ansprechpartner zu haben, der ihren Bedürfnissen und Wünschen nachkommt.
Hast du dich schnell in deinen neuen Lebensrhythmus eingewöhnt?
Eigentlich schon. Da die Küche international aufgebaut ist, gibt es eine große Auswahl an Speisen. Die Lebensmittel werden alle paar Wochen mit einem großen Schiff geliefert.
Eine Umstellung war, dass ich mich nach der Arbeit nicht mit Freunden treffen kann oder in der Stadt ausgehen. Das Stadtleben geht mir auf der Insel ab. Die Freizeitmöglichkeiten sind beschränkt, die Tage ähneln sich stark.
Da die Insel in max. 15 Minuten umrundet ist, besuche ich oft das für Mitarbeiter zur Verfügung gestellte Fitness-Center, wo max. 5 Personen gleichzeitig trainieren dürfen, und gehe schwimmen. Wir haben einen eigenen Strandabschnitt und der Mitarbeiter-Bereich ist von dem Gäste-Bereich getrennt.
Bist du mit der zur Verfügung gestellten Unterkunft zufrieden?
Ja, es ist alles sehr komfortabel. Ich teile mir mit einer Person ein Zimmer, ein WC und ein Badezimmer. Aufgrund von Corona wird sehr darauf geachtet, dass sich Hotelmitarbeiter*innen aus dem gleichen Bereich eine Unterkunft teilen und nicht vermischt werden.
Einmal in der Woche kommt jemand vom Housekeeping, der die Zimmer instand hält, die Uniform wird mir fix und fertig gebügelt zur Verfügung gestellt.
Es gibt einen kleinen Shop für Angestellte, wo wir Hygiene Artikel und Sachen für den täglichen Privatgebrauch kaufen können.
Am besten gefällt mir das Wetter. Es ist herrlich, wenn es immer schön warm ist und ich die wärmenden Sonnenstrahlen auf meiner Haut spüre.
Die Vielfalt der Menschen entdecken – eine Momentaufnahme mit Abed Al Majid
April 2021
Abed Al Majid (41) ist in der Millionenmetropole Amman geboren und aufgewachsen.
Er studierte Wirtschaft und arbeitet in der Immobilienbranche. Seine größte Leidenschaft ist das Schwimmen. Seit ca. 10 Jahren lebt er mit seiner Familie in einem Haus am Stadtrand von Amman. Sie haben eine Tochter (12) und zwei Söhne (10, 6) die eine Privatschule besuchen.
Wie stark hat Corona die Immobilienbranche getroffen?
Stark. Der Immobiliensektor ist am Boden. Mein Arbeitgeber, der auch Häuser baut, hat seit Beginn der Pandemie kein neues Projekt mehr verwirklicht, obwohl Amman (ca. 4 Mio. Einwohner) eine stark wachsende Stadt ist. Der Markt ist stark eingebrochen, dadurch sinken die Immobilienpreise teilweise bis zu 50 Prozent. Vor Corona kostete zum Beispiel eine Wohnung mittlerer Größe in der Neustadt ca. USD 200.000 bis USD 250.000. In der Altstadt sind die Immobilienpreise um einiges günstiger.
Unsere Firma ist jedoch kein Einzelfall, weit über 100 Firmen wurden geschlossen und viele weitere haben keine neuen Aufträge mehr.
Manche Menschen sparen ihr Geld, niemand investiert in so unsicheren Zeiten. Andere geben Geld aus, um überleben zu können.
Du lebst in einer Siedlung am Stadtrand, wie kann ich mir diese vorstellen?
Es gibt einige Bauvorschriften in meiner Gegend. Kein Haus darf z.B. höher als 2 Stockwerke sein, Holzhäuser sind ganz verboten. Ein Zaun ist für jedes Grundstück vorgeschrieben. Fenster sind mit Vorhängen verdeckt, um sich vor fremden Blicken zu schützen.
Aufgrund der hohen Sommertemperaturen sind viele Häuser neben Aluminium-Jalousien zusätzlich mit einer Klimaanlage ausgestattet. Energie ist sehr teuer. Meine Schwester, die ebenfalls in meiner Siedlung lebt (durch sie haben wir diesen wunderschönen Platz erst kennengelernt und damals einen Grund gekauft), hat sich Sonnenkollektoren zur Energiegewinnung auf ihrem Dach montieren lassen. Sie ist sehr zufrieden, und die Anlage wird sich bestimmt schnell amortisieren.
Was schätzt du besonders an Amman?
Mit Amman (die Stadt selbst blickt auf eine sehr bewegte und alte Geschichte zurück), verbinden mich viele Emotionen und Erinnerungen. Meine Freunde, meine Familie, mein Lebensmittelpunkt war und ist Amman. Ich liebe das Wetter, die Sonne, die trockene Luft. Vor Corona haben meine Freunde und ich drei Mal wöchentlich in einem 50-Meter-Becken hart trainiert. Wenn ich schwimme, bin ich ein glücklicher Mensch! Umso härter trifft es mich, dass alle öffentlichen Bäder schon seit Langem geschlossen sind. Eine so lange Schwimmpause hatte ich die letzten 20 Jahre nicht mehr.
Hast du schon einmal Schnee gesehen?
Ob du es glaubst oder nicht, aber Schnee ist nicht unüblich bei uns. Im Schnitt wird Amman (Seehöhe 784 Meter) einmal im Jahr in eine Schneedecke gehüllt. (Am Tag des Interviews, 2. April, war es in Wien wärmer als in Amman). Alle Menschen freuen sich auf den Schnee. Freunde und Familien kommen zusammen und feiern den Schnee mit traditionellem Essen wie Manssaf und machen vielen Fotos mit sich und dem Schnee. Bei Schneefall müssen wir nicht zur Arbeit und die Kinder nicht zur Schule.
Winterreifen sind unüblich. Straßen werden zwar seit einigen Jahren geräumt, aber die Schneeräumung muss noch dazulernen. Die hat mir doch glatt den Schnee vor meine Garage geschaufelt.
Beschreibe den Lebensrhythmus deiner Stadt.
Vor Corona war Amman eine Stadt, die niemals schläft. Geschäfte, Restaurants waren durchgängig sieben Tage die Woche offen.
Es wird wenig Alkohol konsumiert, dafür wird viel geraucht (z.B. die Wasserpfeife) und Kaffee, am besten schwarz, stark und ohne Zucker konsumiert.
Es gibt eine ganze Latte von Feiertagen. Wir feiern muslimische Feiertage, hier zählt das Eid ul-Adha Fest zu meinen absoluten Lieblingsfesten dazu, christliche Feiertage, wie Weihnachten, und nationale Feiertage wie der Unabhängigkeitstag, den wir jedes Jahr am 25. Mai feiern.
Zurzeit sperren die Geschäfte um 18:00 zu. Freitags sind sie generell geschlossen. Ab 19:00 herrscht eine Ausgangssperre. Das Tragen einer Maske ist obligatorisch.
Warum besuchen deine Kinder eine Privatschule?
Die Lehrer gehen besser auf die Bedürfnisse der Kinder ein, bieten eine größere Auswahl an schulischen Aktivitäten an und haben ein breiteres Angebot an Fremdsprachen. Lernen Kinder in einer Privatschule ab der ersten Klasse Englisch, tauchen Kinder von öffentlichen Schulen in diese Sprache erst Jahre später ein. Je früher ein Kind sich mit der lateinischen Schrift und Fremdsprachen beschäftigt, desto leichter ist es, diese auch zu lernen.
Öffentliche Schulen werden außerdem von vielen Flüchtlingskindern besucht. In Jordanien haben über 700.000 Flüchtlinge Zuflucht gefunden. Laut der UNO Flüchtlingshilfe stammen 88 Prozent davon aus Syrien.
Magst du mir Einblicke in deinen Familienalltag gewähren?
Meine Kinder gehen von Sonntag bis Donnerstag in die Schule bzw. ich in die Arbeit.
Ich stehe täglich um 7:00 auf und fahre mit dem Auto in die Arbeit. Wenn kein Stau ist, benötige ich lediglich 15 Minuten. Da die öffentlichen Verkehrsmittel stark überfüllt sind, bevorzugen viele Menschen das eigene Auto. Ein Grund, warum die Straßen zur Rushhour stark überlastet sind.
Positiv erwähnen möchte ich, dass eine eigene Busspur gebaut wurde und diese in naher Zukunft eröffnet wird.
Am Abend, wenn meine gesteckten Ziele erreicht wurden, gehe ich zufrieden ins Bett - und ich freue mich auf den Tag, an dem ich endlich wieder schwimmen kann.
Die Vielfalt der Welt entdecken - eine Momentaufnahme mit Soso
April 2021
Soso (39) hat seine Kindheit an der Schwarzmeerküste verbracht. Gemeinsam mit seiner Frau Nino und seinen Söhnen Saba (10) und Nikoloz (8), kurz Nika genannt, lebt er in Tiflis (Tbilissi), der Hauptstadt Georgiens.
Er ist Reiseführer, seine Frau ist Zahnärztin, die für ein Pharmaunternehmen arbeitet, das Mundhygiene-Produkte auf den Markt bringt.
Wie hat Corona euer Leben verändert?
Die Pandemie hat viel in unserem Leben verändert. Vor Corona hatten wir besonders im Sommer sehr wenig Zeit füreinander. In dieser Zeit war ich sonst beruflich sehr viel unterwegs und kaum zu Hause. Corona ermöglichte auf diesem Weg, dass ein Traum meines Sohnes in Erfüllung ging: einen Sommer lang gemeinsam viel zu unternehmen und viel Zeit als Familie miteinander zu verbringen.
Meine Kinder hatten im letzten Jahr online Unterricht, seit einem Monat sind die Schulen wieder offen, der Besuch ist freiwillig.
Vor der Pandemie besuchten die Kinder fast täglich ihre Schulfreunde. Zurzeit kommunizieren die Kinder online und spielen gemeinsam Spiele wie Minecraft, Roblox usw.
Willst du etwas über deine Hochzeit erzählen?
Ja, gerne. Ich habe meine Frau 2006 kennengelernt, Sie war Zahnärztin und ich ihr Patient. Meine Zahngesundheit erforderte es, dass ich während einer Woche mehrmals Nino aufsuchen musste, so kamen wir ins Plaudern und blieben in Kontakt. Im Nachhinein gesehen haben meine Zahnschmerzen auch etwas Gutes.
2008 haben wir uns das Ja-Wort nach georgisch-orthodoxen Ritualen gegeben. Lesen Sie hier mehr über eine traditionelle georgische Hochzeit. Meine Eltern feierten eine Hochzeit mit ungefähr 700 Menschen. Damals war diese Zahl nicht ungewöhnlich groß. Im Gegensatz zu damals war unsere Hochzeit mit rund 80 Gästen sehr beschaulich.
Unsere Hochzeitsreise verbrachten wir in Deutschland, wir besuchten in München einen guten Freund von mir, den ich damals auf einer Tour, die ich begleitete, kennenlernte. Als Hochzeitsgeschenk schenkte er uns diese wunderschöne Reise.
Welche Eindrücke aus deinem Leben und deiner Heimat möchtest du mit mir teilen?
Mich faszinieren an Georgien die Natur, die Berge und die Gletscher.
Als Kind war meine liebste Jahreszeit der Sommer. Die Ferien verbrachte ich meist bei meinen Großeltern. Es kamen viele Urlauber an die Schwarzmeerküste und ich freundete mich jedes Jahr mit den Kindern an. Die Tage waren immer zu kurz, da wir bis in die Nacht spielen wollten. Wir spielten die verschiedensten Teamspiele, die wir uns zuerst ausdachten. Heutzutage muss ich meine Kinder bitten, sich von der Computerwelt loszureißen und mit anderen Kindern mehr Zeit auf dem Hof zu verbringen.
Menschen aus Guria, eine Region in Westgeorgien, wo ich aufgewachsen bin, gelten als triebhaft, was auf mich nur zu einem gewissen Grad zutrifft. Über genau diese Triebhaftigkeit erzählen viele traditionelle Lieder aus der Region. Hier eine kleine Kostprobe. Ich selbst höre gerne Pink Floyd.
Gibt es ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit?
Es gibt noch viel Luft nach oben. Meiner Meinung nach muss zuerst das Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei der Bevölkerung reifen. Positiv möchte ich erwähnen, dass die Verwendung von Plastiksackerln verboten ist, ausgenommen sind biologisch abbaubare Sackerl. Es finden sich Bioprodukte in Supermärkten, und es gibt die Möglichkeit, diese online zu bestellen.
Wie wachsen deine und die anderen georgischen Kinder auf?
Mit zwei Jahren besuchen die Kinder in Tbilissi den Kindergarten und mit sechs Jahren sind georgische Kinder schulpflichtig. Meine Jungs besuchen eine weiter entfernte Privatschule, die einen Fokus auf Sprachen legt. Wir haben uns für diese Schule entschieden, da dort meine Schwester als Lehrerin unterrichtet und die Schule auf meinem täglichen Weg zur Arbeit liegt.
Ab der ersten Schulstufe wird neben der Amtssprache Georgisch auch Französisch unterrichtet. In der zweiten Klasse wird Englisch gelehrt. Russisch lernen die Kinder ab der fünften Klasse. In der Oberstufe gibt es weitere Fremdsprachen zur Auswahl.
Die Kinder teilen sich die Klasse mit rund 18 anderen Kindern.
Saba und Niko, was macht ihr gerne und auf was freut ihr euch besonders?
Kinder: Zu Hause spielen wir am liebsten Lego und in der Schule ist Mathematik unser Lieblingsfach.
Wir wünschen uns besonders einen Hund, noch haben wir unsere Eltern von unserem Wunsch nicht überzeugen können. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wir sind besonders aufgeregt, wenn unser Geburtstag naht oder wenn die Weihnachtsferien vor der Tür stehen. In dieser Zeit fahren wir immer in das Dorf, wo unsere Großeltern gewohnt haben und unser Papa die Sommerferien verbracht hat. Es ist jedes Jahr ein großes Familienfest.
Saba: Ich lerne Gitarre, liebe Gregs Tagebücher und schaue gerne The Mandalorian.
Die Vielfalt der Menschen entdecken – eine Momentaufnahme mit Hương
Mai 2021
Hương (40+) erblickte an einem schönen Herbsttag in Hanoi das Licht der Welt. Ihre Eltern gaben ihr diesen wunderschönen Namen, der übersetzt „Der Geschmack des Herbstes“ bedeutet. Als sie 10 Jahre alt war, zog die Familie in das damalige Saigon (Ho Chi Minh Stadt), wo sie heute noch mit ihrer Familie und ihrem Hund Nai lebt.
Da sie bereits als Kind gerne Schule spielte und es liebte, die Lehrerinnen-Rolle einzunehmen, wurde sie Lehrerin und später Professorin. Seit 21 Jahren unterrichtet Hương an einer Universität in Ho Chi Minh Stadt. So wie ihre österreichischen KollegInnen musste auch sie sich auf distance learning umstellen.
Was waren die größten Herausforderungen beim distance learning?
Da meine Studenten bereits erwachsen sind und Zugang zu guten Computern haben, hielten sich die Schwierigkeiten in Grenzen. Ich erinnere mich, dass die Internetverbindung des Öfteren schlecht war. Nicht selten hallten die Mikrofone und im Hintergrund waren bellende Hunde oder gackernde Hühner zu hören. Distance learning wurde für meine StudentInnen nach rund einem Monat zur Routine.
Wie hast du deine Kindheit empfunden?
Friedlich. Ich wurde geboren, als eines der dunkelsten Kapitel unseres Landes, der 20 Jahre lang andauernde Vietnamkrieg, bereits zu Ende war.
Ich beobachtete stundenlang Libellen und Schmetterlinge. Am Anfang ging ich zu Fuß in die Schule, später fuhr ich mit meinem Rad. Täglich hörte ich auf meinem Weg das Zwitschern der Vögel. Damals war die Stadt nicht überbevölkert, sondern gemütlich. Umliegende Dörfer lebten im Einklang mit der Natur. Die natürliche Vielfalt der Dörfer verschwand mit der Zeit, sie wichen modernen Städten mit ihren Hochhäusern und ihrer Industrie. Wenn ich jetzt auf den Straßen der Stadt unterwegs bin, ist es staubig. Die Vögel sind vom Verkehr überstimmt oder verschwunden, ich muss mich mit allen Sinnen konzentrieren, sonst werde ich angerempelt.
Meine Ferien verbrachte ich damals so wie heute an Vietnams wunderschönen Stränden.
Ich bin in ein Land mit einer tausendjährigen Geschichte und einer sehr lebendigen Kultur hineingeboren worden.
Was verstehst du unter traditioneller vietnamesischer Küche?
Ich persönlich esse besonders gerne die sehr bekannte Pho-Suppe, oder Bún chả, ein gegrilltes Schweinefleisch mit Nudeln. Normalerweise frühstücke ich gegen 7:30, esse zu Mittag um 12:30 und zu Abend gegen 18:00.
Ich möchte mit dir gerne die Legende über Banh Chung, einen Reiskuchen, welcher für unser Neujahrsfest, dem Tết Nguyên Đán, kurz Tết genannt, essenziell ist teilen.
Die Legende hebt die wichtige Rolle unserer Reiskultur hervor.
Alle Familienmitglieder sitzen während des Kochens zusammen. Wir erzählen uns Geschichten, teilen Lebenserfahrungen und begrüßen ein neues Jahr mit guten Wünschen.
Die Legende reicht tausende Jahre zurück, als die Hong Bang Dynastie, genauer gesagt der sechste Hùng König das Land regierte. Als der König seinen Thron übergeben wollte, dachte er sich einen Wettbewerb zwischen seinen 21 Söhnen aus. Derjenige, der ihm das beste Gericht zubereiten konnte, eine Speise, die symbolisch den Wert ihrer Vorfahren widerspiegelte, der sollte sein Nachfolger werden.
Alle bis auf den 18. Sohn Lang Lieu reisten durch die Provinzen auf der Suche nach den teuersten und außergewöhnlichsten Gerichten. Lang Lieu suchte nach Zutaten, die der Natur verbunden waren. Eines Nachts hatte er einen Traum. Eine Gottheit gab ihm folgende Weisheit mit auf dem Weg: „Es gibt nichts Größeres als den Himmel oder die Erde. Der Reis ist unser größter und kostbarster Schatz.
Nutze Klebreis und forme Banh Chung in Form eines Quadrates, der unsere Erde repräsentiert. (Damals dachten die Menschen die Erde sei quadratisch). Fülle ihn mit grünen Bohnen und Schweinefleisch. Diese Zutaten symbolisieren die Pflanzen und Tiere auf der Erde. Bedecke die Füllung mit grünen Blättern als Zeichen der Fürsorge, die Eltern für ihre Kinder hegen.
Als nächstes verwende gemahlenen Klebreis, um bánh dày (ein weißer, kupelförmiger und runder Klebreiskuchen) zu kochen. Stelle diesen Kuchen auf die grünen Blätter, er symbolisiert den Himmel.“
Als Lang Lieu am nächsten Morgen aufwachte, begann er sofort mit der Zubereitung beider Gerichte. Am Tag des Wettbewerbs war der König von dem Geschmack und seiner symbolischen Bedeutung so überwältigt, dass er Lang Lieu zu seinem Nachfolger auserkoren hatte. Seit dieser Tage war Banh Chung fixer Bestandteil des jährlichen Neujahrfestes.
Magst du mir ein weiteres traditionelles vietnamesisches Fest vorstellen?
Das Fest der Hùng-Könige hat einen sehr hohen Stellenwert in unserer Kultur. Die Hauptfeierlichkeiten finden am Hùng-Tempel in der Provinz Phu Tho statt. Dort gedenken wir unserer Vorfahren und beten für gutes Wetter, reiche Ernte, Glück und Gesundheit. Das Fest wird jedes Jahr eine Woche lang im dritten Monat des Mondes gefeiert.
Gewährst du uns einen Einblick in die vietnamesische Musik?
Gerne. Ich höre gerne traditionelle Musik.
Die UNESCO hat unsere Nha Nhac und Quan ho Bac Ninh Musik als immaterielles Weltkulturerbe aufgenommen. Vietnam war und ist stark mit seiner Musik verbunden. Die Ca trù Musik hat ihre Wurzeln in der tausend Jahre alten Ly Dynastie verankert.
Was heißt die Vielfalt der Menschen auf Vietnamesisch?
Khám phá sự đa dạng và khác biệt của con người.
Die Vielfalt der Menschen entdecken – eine Momentaufnahme mit Charisa und Ria
Mai 2021
Charisa (13) lebt in Malang, der achtgrößten Stadt auf der Insel Java und besucht zurzeit die erste Schulstufe einer privaten Junior High School. Seit Schulbeginn (Juli 2020) hat Charisa online-Unterricht. Ihre Tante Ria (39) lebt rund 5 km von Charisa´s Haus entfernt. Sie besitzt ein eigenes Geschäft mit Schul- und Bürobedarf und arbeitet von Montag bis Samstag von 9:00 bis 16:00.
Magst du mir dein Zimmer beschreiben?
Charisa: Da ich ein Einzelkind bin, habe ich ein eigenes, wenn auch kleines Zimmer mit einer rosa Prinzessinnenwand. Für mich ist mein Zimmer der schönste und gemütlichste Raum im ganzen Haus. Wenn ich aus meinem Fenster schaue, blicke ich in unseren kleinen Garten und sehe die bunten Blumen, die meine Mutter liebevoll gepflanzt hat. In Zeiten von Distance learning ist mein Zimmer auch mein „Arbeitsplatz“. Wenn ich vom Lernen müde werde, hüpfe ich in mein Bett, kuschle mich an meine unzähligen Stofftiere, die mir ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln und lege eine kurze Pause ein. Für mich das beste Gefühl der Welt!
Will ich einen Film, eine Serie oder eine TV-Show sehen, schaue ich mir diese bevorzugt auf meinem Handy bequem in meinem Bett an. Ich finde es praktischer, als diese auf unserem Fernseher anzuschauen. Außerdem höre ich gerne Musik oder spiele am Handy.
Welche Fächer hast du in der Schule?
Charisa: Ich habe Kunst, Religion, Biologie, Chemie, Physik, Entrepreneur (in diesem Gegenstand lernen wir über Wirtschaft und Marketing), Mathematik, IT, Geometrie, Geschichte, Geisteswissenschaften, unsere Amtssprache Bahasa-Indonesia, Turnen.
Ich lerne Englisch seit meinem fünften Lebensjahr, Mandarin (Chinesisch) seit meinem achten Lebensjahr und seit diesem Schuljahr auch Japanisch. Eine Sprache, in der ich allerdings noch nicht sehr gut bin.
Ich besuche eine private Schule, weil diese eine bessere Ausbildung gewährleistet und einen größeren Fokus auf Englisch legt.
Was gefällt dir am Schulleben, was gefällt dir weniger?
Charisa: Ich freue mich auf meine Freunde und darauf, mit ihnen viel Zeit zu verbringen und Spaß zu haben. Zum Glück ist meine Schule in der Nähe unseres Hauses, wo ich täglich von meinen Eltern hingebracht und abgeholt werde. Die Prüfungszeit ist sehr anstrengend und erzeugt großen Druck in mir. In dieser Zeit habe ich sehr wenig Freizeit, da ich viel lernen und diese mit meinen außerschulischen Aktivitäten (Englisch, Mandarin, Ballett) kombinieren muss. Außerdem haben wir ständig Hausübungen und Projekte.
Ich sehne mich nach einer Zeit, in der Präsenzunterricht wieder möglich sein wird. Ich kann mich in der Schule einfach besser konzentrieren und habe gerne meine Freunde um mich.
Trotzdem freue ich mich, so wie jedes Kind sehr auf die Ferienzeit. Die längsten Ferien gibt es von Juni bis Juli und zu Weihnachten.
Was sind deine Zukunftsträume?
Charisa: Ich möchte einmal eine sehr erfolgreiche und gebildete Frau werden, die ein hohes Einkommen erzielt, damit meine Eltern glücklich und stolz auf mich sein können.
Wann kommt die Familie zusammen?
Ria: Die Familie hat einen sehr hohen Stellenwert. Vor Corona habe ich Charisa ein oder zweimal die Woche gesehen. An Chinese New Year oder am Geburtstag meiner Eltern trifft sich die ganze Familie. Ich habe ein sehr enges Verhältnis zu meinen zwei älteren Brüdern. Im Schnitt fahren wir gemeinsam einmal im Jahr auf Urlaub.
Charisa: Gemeinsam reisen wir gerne nach Singapur oder besuchen Freizeitparks.
Ist es schwierig, Haushalt und Job unter einen Hut zu bringen?
Ria: In Indonesien ist es üblich, Hausangestellte zu haben. Da ich im selben Haus wie meine Eltern lebe, werde ich glücklicherweise von vielen Seiten unterstützt.
Ich habe eine kleine Tochter, Celine (3). Sie besucht, seitdem sie 18 Monate alt ist, zwei Mal in der Woche eine Spielgruppe. Ab Juli wird sie täglich eine neue Spielgruppe, eine Vorstufe zum Kindergarten, besuchen. Außerdem nimmt sie zwei Mal pro Woche online an einem Englischkurs teil.
Eine Babysitterin leistet meiner Tochter Gesellschaft, während ich in der Arbeit bin.
Eine größere Herausforderung war es, nach der Hochzeit noch kein Kind haben zu wollen. Ich fühlte mich damals innerlich für diesen Schritt noch nicht bereit. Umso glücklicher bin ich jetzt und ich danke Gott, dass er mich mit Celine gesegnet hat.
Wie lange warst du nach der Geburt deiner Tochter zu Hause?
Ria: Mein Mann half mir in den ersten beiden Wochen, da ich mich zu schwach fühlte. Danach arbeitete ich halbtags. Als Celine 6 Monate alt war, stieg ich wieder auf Vollzeit um. Ich nahm sie damals gemeinsam mit einer Babysitterin in mein Geschäft mit. Während der Schwangerschaft arbeitete ich mehr oder weniger bis zum letzten Tag vor der Geburt. Du musst wissen, bin ich nicht im Geschäft, ist das Geschäft geschlossen. Eine finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten wir nicht.
Was bedeutet: „Die Vielfalt der Menschen“ auf Bahasa Indonesia übersetzt?
Charisa und Ria: Keragaman orang
Die Vielfalt der Menschen entdecken – eine Momentaufnahme mit Janice
November 2021
Janice (41) wurde in Mindanao geboren und übersiedelte in ihrer Kindheit auf die Insel Bohol, gelegen in den Central Visayas. Die Zeit während ihres Geschichte- und Kunststudiums (sie hat einen Bachelor in Kunst und einen Master in Geschichte) an der Diliman Quezon City University verbrachte Janice im über 800 km entfernten Manila. Gemeinsam mit ihrem Mann, ihren zwei Töchtern und ihrem Sohn lebt die Katholikin in einem Haus mit Garten in Tagbilaran, der Hauptstadt der Provinz Bohol. So wie es auf den Philippinen üblich ist, hat auch sie einen Hund und mehrere Katzen als Haustiere.
Seit 2014 arbeitet Janice für die NGO ECPAT, eine Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung, in der Zweigniederlassung in Bohol.
Erzähle uns ein wenig über Bohol und die Philippinen.
Meine Heimatinsel ist als Tourismusdestination sehr beliebt. Berühmt sind wir für unsere Strände, Korallenriffe, den Koboldmaki (oder Tarsier) mit seinen übergroßen runden Kulleraugen und die geologisch ungewöhnlichen Chocolate Hills.
Diese „Schokoladenhügel“ haben ihren Namen daher, dass sie mit Gras bewachsen sind und dieses sich in der Trockenperiode, zwischen Februar und Juni, braun verfärbt. 1.268 halbkugel- oder kegelförmige Kalksteinhügel, bis zu 120 Meter hoch, sind über die Insel verteilt.
Die Philippinen, ein Archipel mit über 7.000 Inseln, haben eine bewegte Geschichte. So standen wir mehr als dreihundert Jahre unter spanischer Krone, danach wurden wir knapp 50 Jahre von den Amerikanern regiert und im Zweiten Weltkrieg noch einige Jahre von den Japanern. Am 4. Juli 1946 erlangten wir endlich unsere Unabhängigkeit.
Was ist dein Lieblingsort in Tagbilaran und in Bohol?
Das Einkaufszentrum, die Mall. Über das ganze Jahr haben wir eine hohe Luftfeuchtigkeit. Da die Mall angenehme Temperaturen hat, ist es ein idealer Ort um mich mit Freunden zu treffen, den Gottesdienst (die überwiegende Mehrheit bekennt sich zum katholischen Glauben) zu besuchen, zum Friseur zu gehen, mir eine Massage zu gönnen, einen Kinofilm anzuschauen oder den Wocheneinkauf zu erledigen.
Aufgrund der Pandemie dürfen Kinder nur von Freitag bis Sonntag das Einkaufszentrum besuchen und Senioren nur montags, dienstags und donnerstags.
Zum Entspannen fahre ich mit meiner Familie an einen der vielen Strände. Der nächstgelegene Strand ist ca. 15 km von Tagbilaran entfernt. Paradox ist, dass sich viele Einheimische einen Besuch am Strand schlicht nicht leisten können. Die wenigen öffentlichen Strände sind schmutzig und überfüllt und bei Privatstränden muss Eintritt bezahlt werden. Für europäische Verhältnisse mögen fünf oder sechs Dollar pro Person nicht viel sein, aber hier ist es mitunter ein Tageslohn. Für Familien summieren sich die Kosten. Oft ist noch ein Extraeintritt für Pool und Liegen zu entrichten.
Wie bist du mit ECPAT in Berührung gekommen?
Vor meiner Tätigkeit bei ECPAT habe ich als Reiseleiterin gearbeitet. Als ein Erdbeben mit einer Stärke von über sieben (laut Richterskala) am 15. Oktober 2013 um 8:12 unser Leben veränderte, gab es keinen Tourismus mehr auf der Insel und ich verlor meine Einkommensquelle.
Wir hatten großes Glück im Unglück, denn der Schicksalstag war ein Dienstag und Feiertag. So waren die Kinder nicht in der Schule, viele Erwachsene nicht in der Arbeit und es besuchte niemand einen Gottesdienst, da dieser Tag kein Sonntag war. Die meisten Kirchen, viele aus dem 17. Jahrhundert, wurden stark beschädigt oder dem Erdboden gleichgemacht. Auch unser Haus wurde, so wie viele andere Bauwerke, Straßen und Brücken, stark beschädigt. Wir selbst schliefen aus Angst vor den vielen Nachbeben drei Monate lang in einem Zelt. Es dauerte Jahre, bis ein Großteil der Gebäude wiederaufgebaut wurde.
Bei der humanitären Hilfsorganisation Community and Family Services International (CFSI) fand ich damals Arbeit. Als nach mehreren Monaten die humanitäre Hilfe wieder eingestellt wurde, habe ich über CFSI erfahren, dass die NGO ECPAT vorhat, eine Zweigniederlassung in Tagbilaran zu gründen und Mitarbeiter*innen gesucht werden. Ich habe mich für die ausgeschriebene Stelle beworben und wurde genommen.
Was unternimmt ECPAT um Kinder vor sexueller Ausbeutung im Tourismus zu schützen?
Unsere Kinder und Jugendlichen sind von allen Formen der sexuellen Ausbeutung stark betroffen.
In Zusammenarbeit mit dem Departement of Tourism (DOT) und im Rahmen des Programms „TourISM WoRCS“ schulen und sensibilisieren wir in Form von Webinaren und Workshops landesweit unterschiedlichste lokale Tourismusakteure sowie deren Mitarbeiter*innen. Wir zeigen Strategien auf und geben ihnen verschiedenste „Tools“ mit auf dem Weg. Ziel ist eine Null-Toleranz Politik und eine Verankerung von Kinderschutzrichtlinien, die auch vertraglich festgehalten werden.
Weiters betreiben wir Lobbyarbeit beim philippinischen Kongress und Senat. Außerdem wollen wir The CODE (The Code of Conduct for the Protection of Children from Sexual Exploitation in Travel and Tourism), den Verhaltenskodex in der Tourismusindustrie, im Privatsektor stärken.
Wir betreiben „capacity building“ und arbeiten aktiv mit der Regierung sowie Tourismusfachleuten und -Unternehmen zusammen.
Bei den Reisenden selbst schaffen wir Bewusstsein und stellen ausführlich Infomaterial bereit. Auf der Plattform www.nicht-wegsehen.at können Reisende verdächtige Situationen schnell und unkompliziert melden.
Wie wirkt sich die Covid-19-Pandemie auf die sexuelle Ausbeutung von Kindern auf den Philippinen aus?
Die Kinder sind die am meisten gefährdeten Mitglieder in unserer Gesellschaft. Ihnen wird eine hochwertige Bildung vorenthalten und sie leiden am meisten unter der Pandemie. Seit März 2020 sind philippinische Schulen geschlossen und alle Kinder befinden sich im „Distance Learning“.
Von März bis Mai 2020 registrierte das Justizministerium einen Anstieg der Fälle von sexueller Ausbeutung von Kindern im Internet um etwa 264 Prozent.
Es wird berichtet, dass Kinder und Jugendliche sich im Internet prostituieren, um sich Geräte und Internetdaten für den Online-Unterricht kaufen zu können.
Unser Land ist für ausländische Besucher*innen der Himmel auf Erden. Es ist schwer vorzustellen, dass nur einen Steinwurf von diesem Paradies entfernt viele Minderjährige die Hölle auf Erden tagtäglich erleben.
Was heißt „Entdecke die Vielfalt der Menschen“ auf Boholano?
Mahibaw an ang mga kalahian ug kinaiyahan sa tao.
Boholano ist ein philippinischer Dialekt. Es werden mehr als 180 Sprachen auf den Philippinen gesprochen. Die Amtssprache ist Englisch und Tagalog (Filipino). Viele junge Menschen sprechen ausschließlich Englisch und lernen Mandarin. Mit Englisch und Mandarin-Kenntnissen haben diese Menschen zwar bessere berufliche Zukunftschancen, aber sie verlieren ihre sprachliche Identität und einen Teil ihrer Wurzeln.
Die Vielfalt der Menschen entdecken – eine Momentaufnahme mit Tsolmon
Februar 2022
Tsolmon erblickte das Licht der Welt im Jahr des Tigers (1974) in Bulgan, gelegen auf 1.208 Meter Höhe, im nördlichen Teil der Mongolei. Als er auf die Welt kam, war Tsolmon laut „mongolischer Zeitrechnung“ stolze neun Monate alt.
Als er zwölf Jahre alt war, zog die Familie von Bulgan aufs Land. Diese Zeit war sehr prägend für Tsolmon. Nichtsdestotrotz zog es ihn später zum Studieren nach Ulaanbaatar, der Hauptstadt. Nach einem Wirtschaftsstudium arbeitete er als Buchhalter, bevor er für seinen nächsten Schritt bereit war: Ein Landwirtschaftsstudium am Studienkolleg im deutschen Halle. Wie das Schicksal so spielt, brach Tsolmon sein Studium ab, um nach Hause zu fliegen und sich um seine alleinstehende Mutter zu kümmern.
Seit 2006 lebt Tsolmon in der rund 1,5 Millionen Metropole Ulaanbaatar und entdeckte dabei seine Liebe zum Tourismus, sowie die unbeschreibliche Weite (die mit keinem Foto oder Film einzufangen ist) und Schönheit seines Landes. Die Mongolei weist neben Grönland die geringste Bevölkerungsdichte weltweit auf.
Welche Erlebnisse fallen dir ein, wenn du an deine Kindheit zurückdenkst?
Mein Vater war Lastwagenfahrer, meine Mutter arbeitete als Köchin in einem Kindergarten. Ich erinnere mich an unsere vielen Rinder zurück. Meine Schwestern haben die Tiere morgens und abends gemolken. Mein kleiner Bruder und ich trieben die Kälber tagsüber in ein Flusstal. Dabei spielten wir oft am Fluss und vergaßen des Öfteren unsere eigentliche Aufgabe.
Ich erinnere mich auch noch, dass wir am Ende der Sommerferien (unsere Sommerferien dauerten von Juni bis September) eine frisch gepflanzte Blume und das Fell von zehn Erdhörnchen in die Schule mitbringen mussten. Wir fluteten die Baue der Nagetiere oder stellten Fallen auf, um die Tiere zu fangen. Hatten wir ein Erdhörnchen gefangen, mussten wir ihm das Fell mit einem Messer abziehen und es zum Trocknen auf ein Brett spannen.
Hast du viel gejagt als Kind?
Mein Vater hat mich, als ich zwölf war, das erste Mal zum Jagen mitgenommen. Vier Jahre später habe ich mein erstes Tier, einen Dachs selbst erbeutet.
Später habe ich u.a. Rehe, Hirsche, Murmeltiere, Wildschweine und Wölfe erlegt. Die Tiere habe ich immer gemeinsam mit meiner Familie gegessen oder mit Nachbarn geteilt.
Bevor mein Vater gestorben ist, hat er mich neben dem Jagen viele Dinge gelehrt. Er hat mir gezeigt, wie man den Dachkranz, die Pfosten und Stangen sowie die Scherengitterwand und die Tür einer Jurte (Ger) baut und brachte mir den sicheren Umgang mit einer Axt bei.
Mein Holzhaus indem ich heute in Ulaanbaatar mit meiner Frau und den drei Kindern (Enkhojut, Chinkhem und Agaikhur) lebe, habe ich selbst am Land gebaut, um es anschließend wieder abzutragen und es Stück für Stück in der Stadt wieder neu aufzubauen.
Was war deine Lieblingsjahreszeit als Kind?
Du muss wissen, ich lebe in einem Land der Extreme mit über 260 Sonnentagen. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht können bis zu 32 Grad ausmachen. Im Winter haben wir teilweise – 50 Grad, im Sommer + 40 Grad Celsius.
Der Herbst war und ist bis jetzt meine Lieblingsjahreszeit. Damals lebten wir am Rande eines Waldes und im Herbst leuchtete der Wald in all seinen bunten Farben. Wir sammelten Wildfrüchte, ernteten Getreide und oft legte ich mich mit einem Grashalm im Mund in die Wiese, beobachtete den Himmel und spürte den Wind und die sanft golden leuchtende Sonne auf meiner Haut.
Diese Jahreszeit war aber auch eine sehr arbeitsintensive Zeit, da wir uns für den Winter gut vorbereiten mussten.
Außerdem hat Airag, ein leicht säuerliches Getränk aus vergorener Stutenmilch und einem geringen Alkoholgehalt, im Herbst seinen besten Geschmack. Das Getränk wurde 2019 in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Zu einem kurzen Film über die Herstellung dieses Nationalgetränks geht´s hier entlang.
Wie wachsen deine Kinder auf?
Meine Kinder sind in der Stadt geboren und aufgewachsen. Sie wissen wenig über das Nomadenleben. Im Sommer gehen wir auf das Land, nach Bulgan oder nach Dadal wo meine Frau geboren ist.
Welche Feste und Bräuche sind dir wichtig?
Das Neujahrsfest Tsagaan Sar feierten wir 2022 Anfang Februar. Wir haben viele Familien besucht und viel Besuch empfangen. Dabei haben wir rund 1.500 Teigtaschen vorbereitet, viel Fleisch vom Rind und Schaf gekocht und uns das traditionelle Neujahrsgebäck Ul Boov schmecken lassen.
Ein Brauch, den ich jährlich zelebriere, ist es Opfergaben (Milch, Schnaps, Süßigkeiten, Brot) auf einen Ovoo in meinem Heimatort zu bringen. Unter einem Ovoo versteht man einen Steinhaufen auf einem Gipfel oder Gebirgspass, mit dem spirituelle Vorstellungen verbunden sind. Hier zeigen wir unseren Respekt für die Naturgeister und bedanken uns für ihre Hilfe und Unterstützung während des Jahres.
Magst du mir Näheres über deine Wurzeln erzählen?
Wo soll ich beginnen? Am besten mit meinem Großvater. Er kam während der Oktoberrevolution (1917) vom südlichen Teil des Baikalsees in den bewaldeten Norden der Mongolei. Ein Gebiet, das im heutigen Burjatien, einer autonomen Republik in Russland, liegt.
Wir (die Burjaten) leben im Norden. Die Chalcha-Mongolen stellen mit 70 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe dar.
Die Mongolei ist ein Land der Vielfalt. Neben diesen zwei Hauptgruppen gibt es noch zahlreiche Stämme und Nationalitäten: Die Dariganga, die Ölöten, die Durvud, Torguud und viele, viele weitere Ethnien könnte ich hier aufzählen.
Übersetzt du mir „Entdecke die Vielfalt der Menschen“ auf Mongolisch?
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